Angewandte Versicherungsmathematik

27 Grad und strahlender Sonnenschein – aber nicht das Sommerwetter brachte die Schüler des Kieler Wirtschaftsgymnasiums (KWG) der Wirtschaftsakademie ins Schwitzen: Für sie standen Themen wie Schadenquote, Solvency II und Schwankungsrückstellung auf dem Unterrichtsplan. Einen Tag lang testeten die Oberstufenschüler ein neues Planspiel mit mathematischen und betriebswirtschaftlichen Aufgabenstellungen aus der Versicherungswirtschaft. Entwickelt wurde die Finanzsimulation von der Deutschen Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik e.V. (DGVFM).

„Wir wollen Schüler für den Beruf des Versicherungsmathematikers, auch Aktuar genannt, begeistern“, erklärt Dr. Ralph Schuster, der sich neben seinem Beruf als Risikomanager bei Munich Re für die Nachwuchsförderung der DGVFM einsetzt. Gemeinsam mit Gaby Hauschildt, Mathematiklehrerin am KWG und ebenfalls gelernte Aktuarin, organisierte er das Versicherungsplanspiel. Die Lehrerin betont den Praxisbezug der Simulation: „Gerade im Matheunterricht kommt häufig die Frage auf, wofür das Gelernte eigentlich gebraucht wird. Im Planspiel sehen die Schüler, wie die Theorie angewandt wird - und müssen auf Grundlage der Ergebnisse dann unternehmerische Entscheidungen treffen.“

Versicherungsmathematiker arbeiten mit den Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Statistik, um Versicherungsprodukte zu entwerfen und zu kalkulieren. Dabei benötigen sie aber auch betriebswirtschaftliches, unternehmerisches und rechtliches Verständnis. Im Planspiel lernten die Schüler Schritt für Schritt die grundlegenden Aspekte dieser Arbeit kennen. Dafür agierten sie letztendlich selbst als Versicherungsunternehmen: Sie steuerten Beiträge, mussten auf verschiedene Ereignisse wie Naturkatastrophen reagieren und lernten, welche Auswirkungen ihr Handeln am Markt auf die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen hat. „Am Ende wissen die Schüler, wie man den Zufall möglichst kalkulierbar macht, wie Versicherungen auf dieser Grundlage rechnen und dabei die Regulierungen der Aufsichtsbehörden beachten müssen“, so Gaby Hauschildt.

„Anspruchsvoll“ so beurteilte Alicia Gertung für die Schüler des Wirtschaftsgymnasiums den Schwierigkeitsgrad des Planspiels. Dass sie bereits über ein fundiertes betriebswirtschaftliches Grundverständnis verfügten, half ihnen jedoch beim Verstehen und Lösen der Aufgaben: „Die Schüler hatten ein gutes Gespür für die Kennzahlen“, berichtet Mathematiklehrerin Gaby Hauschildt. Am Ende des Tages hatten die Schüler nicht nur einen Einblick in die Versicherungsmathematik bekommen, sondern auch unternehmerische Erfahrungen gesammelt. „Wir haben im Laufe des Spiels ein Gefühl dafür bekommen, wie der Markt funktioniert und was passiert, wenn sich die Zahlen ändern. Zudem war es spannend zu sehen wie sich die anderen Spieler verhalten. Es hat sich innerhalb der kurzen Zeit ein richtiges Konkurrenzdenken entwickelt“, ergänzt der angehende Abiturient Sebastian Pöllein.

Nach diesem ersten Testlauf soll das Planspiel weiterentwickelt und anderen Schulen zur Verfügung gestellt werden. Weitere Informationen erhalten interessierte Lehrerinnen und Lehrer bei Gaby Hauschildt vom KWG unter Tel. (04 31) 30 16 - 418 oder per E-Mail an gaby.hauschildtwak-sh.de