Neugründung der Marionettenwerkstatt Kiel

Als Peter Beyer im letzten Jahr Marionetten für ein Musikvideo der Hamburger Popband Revolverheld anfertigte, wurde man in Kiel auf ihn aufmerksam. Jetzt wagt der 53-Jährige den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit Unterstützung des Gründungszentrums „Leuchtturm Kiel“ der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein macht er sein Hobby zum Beruf. Er baut und restauriert Marionetten, führt Bastel-Workshops mit Kindern und Jugendlichen durch und erstellt TV- und Printkonzepte für Kunden. Doch um seine Geschäftsidee erfolgsversprechend umzusetzen, stand er zuerst einmal vor vielen Fragen und Herausforderungen.

„Ich bin kein Schreibtischtäter“, gibt der gelernte Tischler offenherzig zu. „Für mich war anfangs vieles Neuland. Einen Businessplan zu erstellen war zum Beispiel nicht einfach.“ Ein Team des Gründungszentrums „Leuchtturm Kiel“ der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein unterstütze ihn dabei. Wie viel Geld musste er verdienen, um die anfallenden Kosten zu decken und von dem Rest leben zu können? Mit dieser und weiteren Fragen setzte sich Peter Beyer gemeinsam mit dem Coach Carsten Reimers auseinander. Anschließend konkretisierten sie seine Ideen, analysierte die Chancen auf dem Markt und erstellten einen Rentabilitätsplan. „Da Peter Beyer einige Tätigkeiten vormals ehrenamtlich ausgeübt hatte, war es wichtig, ihn dabei zu unterstützen, sich bewusst zu werden, dass seine Arbeit einen hohen Wert hat und dass er für seine Leistung Geld nehmen kann“, erinnert sich Carsten Reimers rückblickend.

Marionettenbau und Workshops mit Kindern und Jugendlichen gehören schon seit 35 Jahren zu seinem Leben. „Mich reizt insbesondere, dass ich verrückte Sachen umsetzen kann“, beschreibt Peter Beyer begeistert. „Gerade fertige ich beispielsweise zwei Figuren an, die einen Dixiklo-Körper bekommen sollen. Sie sind für das Wacken-Open-Air gedacht“, präsentiert er stolz und lacht dabei verschmitzt. „Mir ist wichtig, dass meine Marionetten nicht hübsch, sondern besonders sind: Sie sollen ausdrucksvoll sein“, betont er. Die Materialien, die er verwendet, werfen andere Menschen in den Müll. „Upcycling nennt man das heutzutage“, erklärt Peter Beyer den Prozess des Wiedernutzbarmachens. Da kann es schon einmal vorkommen, dass morgens plötzlich ein Beutel mit leeren Vodka-Flaschen an seiner Tür hängt. „Allerdings bin ich vorsichtig was das Sammeln von Müll durch Bekannte angeht. So viel Platz habe ich gar nicht“, bemerkt er lachend.

Einen typischen Tagesablauf gibt es in Peter Beyers Leben nicht. Nachdem er seine Frau morgens zur Arbeit gefahren hat, widmet er sich den anstehenden Aufgaben. Das sind jeden Tag neue. Zum Beispiel drehte er bereits mit Studierenden Kurzfilme, überlegte sich Konzepte, die er bei der NDR-Sendung „Das Beste am Norden“ einreichte oder schmiedete Pläne, wie er die großen Brauereien in Flensburg und Dithmarschen für eine gemeinsame Kampagne gewinnen könnte. An anderen Tagen geht er in Flüchtlingsheime und bastelt dort mit Kindern lustige Puppen. Der soziale Aspekt seiner Arbeit ist ihm sehr wichtig und motiviert ihn: „Die Kinder lernen beim Basteln Deutsch. Besser geht es gar nicht.“

Auf das Projekt „Leuchtturm Kiel“ wurde Peter Beyer von der Bundesagentur für Arbeit aufmerksam gemacht. „Als ich arbeitslos wurde, war es naheliegend, mich selbstständig zu machen“, erläutert der gebürtige Frankfurter. Er nahm an einem unverbindlichen Informationstermin in der Wirtschaftsakademie teil und ließ sich ausführlich darüber beraten, was für eine nachhaltige Existenzgründung nötig ist. Die Teilnahme daran war für ihn kostenfrei, da das Projekt aus dem Landesprogramm Arbeit mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds durch das Land Schleswig-Holstein sowie das Jobcenter Kiel gefördert wird. „Das Projekt hat mir so manche Ängste genommen. Beispielsweise wie man Steuern berechnet oder dass man auch einfach einmal ins Finanzamt gehen und mit den Beamten sprechen kann, wenn man nicht weiter weiß.“ Er resümiert: „Ich wurde durch Leuchtturm darin bestärkt, meine Ideen umzusetzen.“

Peter Beyer ist umtriebig. Er hat fortlaufend neue Ideen, die er schnellstmöglich realisieren möchte. Zukünftig plant er, regelmäßige Workshops in seiner Werkstatt anzubieten, in denen er die Grundlagen des Marionettenbaus erklärt. Schon jetzt kann man ihn für Kindergeburtstage buchen. Sein nächstes großes Projekt wird ein Zirkuszelt sein, um bei Stadtfesten oder Events präsent zu sein. Er träumt von einem Treffpunkt für Puppenspieler aus ganz Deutschland oder einem interkulturellen Fest in Kiel.

Wer mehr über Peter Beyer und seine aktuellen Projekte erfahren möchte, kann sich auf seiner Website unter www.marionettenwerkstatt-kiel.de informieren. Weitere Informationen über das Projekt Leuchtturm erfährt man in einer kostenlosen Infoveranstaltung am 28. April um 13:00 Uhr bei der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein in Kiel sowie bei Natascha Kuhlmann unter (04 31) 30 16 – 135 oder natascha.kuhlmannwak-sh.de und im Internet unter www.wak-sh.de/leuchtturm-kiel.html